Beat
Wasser aus Oftringen sammelt Zündholzschächtelchen und
-briefchen. Mit gut einer Million Sujets ist er einer der wichtigsten
Sammler der Schweiz. Nun soll er ein Museum einrichten - und dies
möglicherweise im Kanton Aargau.
Beat
Wasser, gelernter Maschinenschlosser, arbeitet bei den Schweizerischen
Bundesbahnen SBB, wohnt in einem Hochhaus in Oftringen, ist verheiratet
und im Schützenverein. Seit seinem 10. Geburtstag sammelt er. Auf
die Zündhölzli brachte ihn ein Freund aus Deutschland. Heute,
so schätzt er, dürften es gut eine Million Sujets aus
über hundert Ländern sein, die Wasser auf Briefchen und
Schächtelchen zusammengetragen hat.
Bilder mit Licht und Früchten
Gelagert
sind sie in seinem Ferienhaus im bündnerischen Surrein, in
Schränken, Ordnern, Schuhschachteln und Papiersäcken.
Zündholz-Bilder sind, im Gegensatz zu Briefmarken,
preisgünstig. Das Teuerste kostete 40 Franken: Eine
Schachtel-Umhüllung, die auch als Nachtlicht zu gebrauchen ist.
Die ältesten Sujets stammen aus dem 19.Jahrhundert. Daneben gibt
es Reklameschächtelchen für Zigaretten, Geschenk- und
Souvenirartikel, Kunststoff- und Zauberschachteln, solche mit
Kugelschreibern, Autos, Schnapsflaschen, Diamanten; und, als neustem
Gag, mit Früchten drauf. Und es gibt unzählige
Besonderheiten: Zum Beispiel das Schächtelchen von 1883, das die
Zunge rausstreckt, bevor man ihm das Zündhölzli entlockt.
Meist
sammelt Wasser nur die Bilder, die er vorsichtig abtrennt. Nur die
besonderen Schächtelchen und Briefchen bleiben erhalten - meist
ohne ihren ursprünglichen Inhalt. "Selbst wenn die
Zündhölzli drin bleiben", sagt Wasser,"sind sie nicht so
feuergefährlich wie man glauben könnte." In einem eigenen
Schrank bewahrt Wasser die Sammlung von Konrad Nef aus dem
Ausserrhodischen Teufen auf.
Besonderes Vermächtnis
Dieser
starb am 6.Februar 1999 und hinterliess 80'000 bis 100'000
Zündholzschachteln und -briefe aus rund 130 Ländern.
Ausserdem besass er ein schönes Vermögen. Das meiste Geld
hatte er beim Spekulieren an der Börse gemacht. Und weil er keine
Erben hatte, vermachte er den grössten Teil, zum Zweck der
Gründung eines Zündhölzli-Museums. Eine Stiftung wurde
gegründet, Beat Wasser wurde ihr Präsident. Das
aussergewöhnliche Vermächtnis verlangt, dass
Zündhölzli-Sammlungen künftig an einem Ort fachgerecht
aufbewahrt und präsentiert werden und mit entsprechender Literatur
über Herstellung und Vertrieb der Zündholzsachen in der
Schweiz ergänzt werden.
Beat
Wasser sucht zurzeit in der ganzen Schweiz einen idealen
Museumsstandort; unter anderem im Kanton Aargau. Im Vordergrund steht
eine gute Anbindung an Bahn, Bus und Autobahn. Das Museum soll aus den
Zinsen von Nefs Vermächtnis bestritten werden; ein Neubau kommt
deshalb nicht in Frage. "Am liebsten wäre mir etwas
Nostalgisches", sagt Wasser. In zwei bis drei Jahren, schätzt er,
soll das Museum realisiert werden. Den Aufbau des Museums will er
jedenfalls nutzen, um die vielleicht 2000 Zündhölzlisammler
der Schweiz zusammenzuführen und Tauschtreffen zu organisieren.
Auftrieb für Schweizer Sammler
Denn
die Schweiz ist Zündhölzli-Entwicklungsland: Die meisten
Sammler sind Mitglied des deutschen Zündhölzli-Clubs, und
produziert wird hierzulande seit zehn Jahren nicht mehr. Als Letzte
schloss die Diamond SA in Nyon die Tore, zuvor hatten bereits die Terza
in Unterterzen und die Zündwarenfabrik Kandergrund den Betrieb
dichtgemacht. Früher, so hat Beat Wasser nachgeforscht,
zählte die Schweiz 174 Zündhölzlifabriken, sechs davon
im Kanton Aargau.
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Aargauer Zeitung 6. September 2000
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